Wasserburgen in NRW – Folge 1: Burg Lüftelberg in Meckenheim

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Als erste in der WDR3-Mosaik Reihe über Wasserburgen in NRW besuchte ich die Burg Lüftelberg im gleichnamigen Meckenheimer Vorort. – Sie ist eine der zahlreichen Wasserburgen im Rheinland und wie die meisten anderen von ihnen befindet sie sich im Privatbesitz. Sie wird aber nicht wie sie ausschließlich privat benutzt, sondern steht auch dem Publikum offen. Zumindest viermal im Jahr kann man an einer Führung teilnehmen – zwei Führungen werden von der Rhein-Voreifel-Touristik, zwei von der Volkshochschule Rheinbach veranstaltet. Außerdem kann man sie, wie einige andere rheinische Burgen auch, für Festlichkeiten mieten, beispielsweise für Hochzeitsfeiern.

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Da oben ist das riesige Wappen der Familie von der Vorst zu Lombeck, die damals das Haus auch maßgeblich mitgeprägt haben. Das Wappen finden wir innen drinnen auch immer wieder. Es sind tatsächlich zwei schwarze Tauben oder Krähen, aber eher Krähen, weil Krähen gehören zu diesem Gebäude. Weil jeden Tag hinten auf dem Rasen halt Krähenschwärme sind.

Carl-Hubertus von Jordans steht vorm Haupteingang seiner Wasserburg, die er 1990 von seinem Onkel geerbt hat und seitdem bewohnt und bewirtschaftet. Die Ursprünge der von einem breiten Wassergraben umgebenen Burg reichen zurück ins 13. Jahrhundert. Ihre heutige Gestalt – ein von vier runden Ecktürmen bewehrter zweigeschossiger Hauptflügel und ein daran anschließender eingeschossiger Seitenflügel – bekam sie nach 1775: Die damaligen Besitzer von der Vorst zu Lombeck ließen sie im Stile des Barocks umbauen. Seit 1827 ist die Familie von Jordans durch Erbschaft im Besitz der Burg.

Dieser Raum ist auch vielfach schon abgelichtet und gefilmt worden aufgrund der vielen Grisaille-Malereien. Grisaille-Malereien, das ist einfach grau in grau, die Motive sind von den Fabeln von Lafontaine und sind damals von dem maßgeblichen Architekten hier an die Wand gebracht worden, sprich er hat Kupferstiche besorgt mit diesen Bildern, es sind alles Bilder aus dem Versailler Schlosspark, diese Brunnen und Figuren soll es dort in echt gegeben haben.

Im Inneren des Hauptflügels gelangt man über eine Treppe schnell in den Haupt- und Prunkraum der Burg im ersten Geschoss, den sogenannten Gartensaal.

Dieser Saal ist 1730 bis 1780 etwa gestaltet worden. So, wie er jetzt ist. Dann mit den Ornamenten über der Tür, dann den ganzen Ornamenten in den Ecken und in der Fensternische halt. Hat diesen wunderschönen, Landschloss-ähnlichen Stil bekommen. Deswegen ist die Frage immer berechtigt: Ist es eine Burg oder ist es ein Schloss? Es ist tatsächlich eine Burg mit Schloss-Charakter, ein freundliches Landschlösschen, könnte man sagen.

Und auf dem man auch Hochzeit feiern kann.

Wir hatten gestern einen wunderschönen Tag und einen besseren Ort für meinen Sohn hätte ich mir wirklich nicht wünschen können.

Die Mutter des Bräutigams, der am Vorabend im „Gartensaal“ von Burg Lüftelberg seine Hochzeit feierte. – Durch solche Vermietungen versucht der Burgherr den Unterhalt seines Anwesens zu finanzieren. – Reicht das aus?

Auf keinen Fall! So viele Feiern kann ich gar nicht machen. Es ist tatsächlich so, dass ich alles, was ich im Laufe meines Lebens halt erarbeitet habe, darein gesteckt habe. Solange ich das habe – sprich, seit 1990, – renoviere ich quasi im Dauerzustand, wie der Kölner Dom. Einziger Unterschied: Das hier muss alles privat finanziert werden, der Kölner Dom nicht.

Wie die meisten Wasserburgen besitzt auch die in Lüftelberg einen Schlosspark. Hinein gelangt man durch ein kleines Maronenbaumwäldchen, an das sich ein großes schmiedeeisernes Tor anschließt. 

Auch wieder so ganz klassisch für die barocken Gärten ist solche Tore. Ich hab‘ da hinten noch mal so ein Tor, was da nach außen abschließt.

Der Park besteht aus einer großen, von Buchenhecke umrahmten Rasenfläche, in deren Mitte untereinem Kiefernhain das Dach eines Pavillons glänzt. Von hier aus hat man einen guten Blick auf die Rückfront des Hauptflügels mit dem repräsentativen Gartensaal in der Mitte des Untergeschosses. Im Obergeschoss wohnt der Burgherr mit seiner Familie.

Früher gab es hier einen Gärtner, der hat den ganzen Sommer danach geschaut, dass hier kein Grashälmchen falsch stand und kein Unkraut hochkam. Und im Winter hatte er die Aufgabe, das Brennmaterial zu schleppen, damit die Holz- und Kohle-Öfen weiter bestückt wurden. Aber wer kann sich heute noch so was leisten? Also muss man es selbst machen.

Die feudalen Zeiten sind – zumindest auf Burg Lüftelberg – endgültig vorbei. Der Burgherr muss sich um alles selbst kümmern und steckt, wie Carl-Hubert von Jordans, sein Geld und seine ganze Arbeitskraft in den Erhalt seines freundlichen Landschlösschens.

Und da kann ich immer wieder nur sagen: Ganz viele sehen das eben nur rein kommerziell, aber die, die ich kenne, halt so, die sehen das wirklich als familiäre Aufgabe: Ich trage das Ding in die nächste Generation. Ich sag mal so: Ein Gottschalk kaufte auch bei Remagen ein Schloss, hat er auch wieder verkauft, denn garantiert fehlt ihm das Herzblut. Und ohne Herzblut geht das alles gar nicht.

WDR3 Mosaik 11. August 2025